Blick zurück nach vorn – Bauhaus trifft VR

3. Mai 2019 Katrin Pape

Blick zurück nach vorn – Bauhaus trifft VR

Bauhaus trifft Virtual Reality. Bildquelle: graymag.com

Bauhaus trifft Virtual Reality. Bildquelle: graymag.com

Das Staatliche Bauhaus, das sich als neuartige Schule für Design, Kunst und Architektur weltweit einen Namen machen und bekannte Künstler wie Paul Klee oder Wassily Kandinsky als Lehrer verpflichten konnte , wurde 1919 in Weimar von Walter Gropius gegründet . Unter den Nationalsozialisten zur Selbstauflösung gezwungen, emigrierten später viele Protagonisten der Schule in die USA und setzten dort und auch auf anderen Kontinenten ihr Schaffen fort.

In diesem Jahr wird das 100-jährige Jubiläum des Bauhauses gefeiert. Unter dem Motto „Die Welt neu denken“, lädt der Bauhaus Verbund zu einer deutschlandweiten Entdeckungsreise mit nationalen und internationalen Partnern ein und lässt das Universum der visionären Wegbereiter um Gropius neu aufleben. In diesem Kontext geht es auch um die Frage, welche gesellschafts- und kulturpolitische Bedeutung das Bauhaus von damals für unsere Gegenwart und Zukunft hat.

Neues Sehen – Wahrnehmungsexperimente in VR

Rekonstruktion der Bauausstellung von 1931 Bildquelle: leipzig.de

Rekonstruktion der Bauausstellung von 1931 Bildquelle: leipzig.de

Studierende und Lehrende der Fachhochschule/Universität Erfurt haben im Rahmen ihres Seminars „Bauhaus trifft VR“ versucht, diesen Kontext auszuloten und nun anhand alter Fotografien eine VR-Ausstellung konzipiert. Als Basis fungierte das Ausstellungskonzept der „Deutschen Bauausstellung“ von 1931, bei der drei Bauhaus-Pioniere die Halle der Baugewerkschaften in Berlin gestalteten.

Fotografie als eigenständiges Medium: Hajo Rose war Student am Bauhaus Dessau und arbeitete später in Amsterdam Bildquelle: artinstamps.blogspot.com

Fotografie als eigenständiges Medium: Hajo Rose war Student am Bauhaus Dessau und arbeitete später in Amsterdam Bildquelle: artinstamps.blogspot.com

Unter dem Prinzip „Neues Sehen“ sollten hier damals gängige Komponenten der Fotografie, wie etwa Beleuchtung und Komposition, aufgelockert und der Betrachter zu neuen Impulsen geführt werden: Fort vom rein reproduzierenden Medium, das, eigenständig wie jenes der Malerei, ebenfalls aus sich selbst heraus sollte produzieren dürfen. Somit wurde sie als ästhetisches Phänomen in die Lehre integriert . Diesen Ansatz griffen die Projektmacher auf und ermöglichen den Besuchern einen virtuellen Besuch der Ausstellungsräume von damals.

Auch einen Kinosaal, in dem damals Bauhaus-Filme zum Thema sozialer Wohnungsbau liefen, haben die Studierenden in die VR-Schau eingebaut. Allerdings ist die Ausstellung überwiegend Grau in Grau gehalten – anhand der Schwarz-Weiß-Fotografien ließ sich eine originalgetreue Farbgebung der Halle nicht rekonstruieren. Was der Besucher unter der VR-Brille erkunden kann, wird praktischerweise für andere Besucher auf großen Bildschirmen sichtbar gemacht.

Mit der App zur Info durch immer noch faszinierende Bauhaus-Welten Bildquelle: t-online.de

Mit der App zur Info durch immer noch faszinierende Bauhaus-Welten Bildquelle: t-online.de

Zusätzlich haben die Studierenden eine Smartphone-App entwickelt, die sich Besucher herunterladen können. Durch die AR-Anwendung lassen sich dann an real existierenden Infowänden Bauhaus-Architekturmodelle durch das Auge der Handy-Kamera in die Wirklichkeit projizieren.

Das Triadische Ballett als VR-Installation

Als Laboratorium der Moderne hat das Bauhaus auch neue Formen in Bildender Kunst, Architektur und Design, Theater, Tanz, performativer Kunst und Pädagogik entwickelt.

Für den Bereich Tanz & Ballett spielte Oskar Schlemmer eine maßgebliche Rolle. Das Thema Mensch-Maschine wurde im Kontext der historischen Bauhaus-Bühnenwerkstatt ausgelotet und dabei mit neuen Formen ausgiebig herumexperimentiert. Das „Triadische Ballett“ entstand ab 1912 und feierte zehn Jahre später am Stuttgarter Landestheater Premiere.

Triadisches Ballett von Oskar Schlemmer - Bauhaus (Best Quality)

Auch Gropius´ (und Erwin Piscators) Idee vom Totaltheater war ein Novum, welches an die Konzepte des immersiven Theaters erinnert bzw. von diesem sozusagen wieder aufgegriffen wird: Architektonisch, akustisch und visuell sollte ein Theaterraum geschaffen werden, der den Zuschauer nicht nur geistig, sondern auch sinnlich-körperlich in die Dramen einbezieht, den Spirit of Inquiry beim Zuschauer zu wecken vermag. Dazu waren flexible Wände und Projektionsflächen angedacht, darüber hinaus sollten drehbare Ebenen in komplexe Grundkonstruktionen eingearbeitet werden.

„Mein Totaltheater ermöglicht es dem jeweiligen Spielleiter, mit Hilfe sinnreicher technischer Einrichtungen innerhalb derselben Vorstellung auf der Tiefenbühne oder auf dem Proszenium oder auf der Rundarena, beziehungsweise auf mehreren dieser Bühnen zugleich zu spielen.“

Walter Gropius
Das Totale Tanz Theater. Bildquelle: interactivemedia-foundation.com

Das Totale Tanz Theater. Bildquelle: interactivemedia-foundation.com

Diese Ideen greift auch das Cross-Media-Projekt Bauhaus Spirit auf und inszeniert derzeit unter „Das Totale Tanz Theater“ eine interaktive, raumgreifende Virtual-Reality-Experience, bei der Besucher per 3D-Body-Scanning und Motion-Capturing zum Tanz mit digitalen Tänzerwesen eingeladen werden: 
Ausgestattet mit VR-Brille (Oculus Go) und Controllern, finden sie sich in einem gewaltigen, auf mehreren Ebenen angelegten Bühnenraum wieder, werden aufgefordert zu einem bizarren Tanz zwischen Mensch und Maschine im Zeitalter von Digitalisierung 2.0 und Virtual Reality.

Begleitet von eigens für das VR-Ereignis komponierter Musik von Einstürzende Neubauten, entsteht hier für alle Beteiligten ein Faszinosum aus verschiedenen Komponenten und medialen Sparten, das komplexe Strukturen entstehen lässt und trotzdem auch den minimalistischen Anspruch des Bauhauses berücksichtigt. Den Besuchern offenbart sich hier ein spannendes Experiment, das nicht zuletzt auch den Bauhaus-Visionen des (Tanz-)Theaters Tribut zollt.

So wie auch Schlemmer mit dem „Triadischen Ballett“ Synthese einforderte und hierbei unbedingt auf eine Re-Integration des Alten ins Neue wert legte, verbinden sich in diesem Projekt scheinbar nicht vereinbare Bereiche und Grenzen werden erweitert.

Die Tänzer bewegen sich mal wie Menschen, mal wie Maschinen. Sie lassen sich via Knopfdruck heranzoomen, sie laufen davon, sie umtänzeln oder fordern auf, ihnen zu folgen.

Hinter den seltsamen Konstrukten stecken Tänzer, mit denen Choreograph Richard Siegal monatelang zusammen gearbeitet hat. Rund 2500 dieser Einzelbewegungen wurden am Computer durch Algorithmen immer wieder neu zusammengesetzt. Herausgekommen ist ein beeindruckendes Wechselspiel zwischen Realität und Virtualität, analogen und digitalen Künsten, Mensch und Maschine, zwischen Betrachtung und Partizipation.

„Ich glaube aber, dass eigentlich jede zeitgenössische Kunst auf den Schultern des Bauhaus steht, weil dort Ideen miteinander verbunden und innerhalb der Formung eines institutionellen Phänomens sichtbar und wahrnehmbar wurden, die heute noch ein Fundament für viele Künstler darstellen. Es waren ja auch spannende Zeiten, gerade das frühe Stadium der Massenkommunikation betreffend.“

Richard Siegal, Choreograph, Das Totale Tanz Theater

Das Projekt feierte an der Akademie der Künste seine Premiere und tourt international durch verschiedene Institutionen. Um einen Eindruck der VR-Installation zu bekommen, bietet Arte360° auf seiner Plattform ergänzend ein 360-Grad-Video an.

Auf Erkundungstour mit dem VR-Headset

Eine Besucherin im Elmhurst Art Museum/ Illinois: Wandeln auf virtuellen Pfaden in Dessau. Bildquelle: events.wunderbartogether.org

Auch das Goethe Institut Boston beteiligt sich in Kooperation mit dem Kölner Game Lab der TH Köln unter der Rubrik „Virtual Bauhaus on Tour“ am Bauhaus-Jubiläum und demonstriert mit interaktiven VR-Erlebnissen, wie es sich anfühlen kann, Bauhaus hautnah zu erleben.

Zu sehen ist das Bauhausgebäude in Dessau als VR-Rundgang in verschiedenen Goethe-Instituten, z.B. in Rotterdam. Hier können u. a. Materialstudien im Werkstattraum vorgenommen, die Studentenwohnheime der Künstler entdeckt oder experimentelle Aufführungen in der Bühnenwerkstatt erlebt werden. Gesprochene Augenzeugenberichte und Hintergrundinformationen runden das Erlebnis ab.

Virtual Bauhaus @ HUBweek Boston 2018

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