Mit 360-Grad-Kamera durch die Luft – Drohnenflug in VR

15. Dezember 2023 Lukas Pfaller

Mit 360-Grad-Kamera durch die Luft – Drohnenflug in VR

360°-Aufnahmen erlauben es uns, Perspektiven einzunehmen, die uns in der Realität verschlossen bleiben. Wir können Orte betreten, die nicht öffentlich zugänglich sind, können auf kleinste Dimensionen schrumpfen um die Welt aus ganz anderen Augen wahrzunehmen oder uns hoch in die Luft bewegen und über der Erde schweben. Ungewöhnliche Perspektiven stellen natürlich auch an 360°-Videographen besondere Herausforderungen. Heute möchten wir uns mit dem letztgenannten Szenario befassen: Der Produktion von 360°-Luftaufnahmen.

Vogelperspektive vom Land – Free Licence Unsplash

Vorproduktion & Dreh: Luftaufnahmen für immersive Erlebnisse

Video-Drohnen haben in den letzten Jahren Aufnahmen erschwinglich gemacht, die noch vor Kurzem mit erheblichen Kosten verbunden waren. Doch während schon erschwingliche 4K-Kameradrohnen für traditionelle, planare Videos beeindruckende Ergebnisse erzielen können, ist die Abwägung, welche Technik wann eingesetzt werden soll, in der 360°-Videographie etwas komplexer:

Folgende Fragen gilt es im Vorfeld zu beantworten:

  • Wie weit ist der Abstand von der Kameradrohne zum Boden und zu Motiven? Bei größerem Motivabstand kann die Vibration der Drohne besser ausgeglichen werden.
  • Wird eine stereoskopische Aufnahme benötigt? Stereoskopie benötigt größere Kameras mit mehr Linsen, die ein erheblich schwereres Gewicht mitbringen.
  • Wie viel Flexibilität wird in der Postproduktion benötigt? Höherpreisige Kameras bieten eine höhere Bitrate und sind Lichtempfindlicher, was Bildrauschen vermeidet.
  • Wo wird geflogen? Gibt es Sperrzonen oder anderweitige Beschränkungen im Abfluggewicht oder in der Flughöhe?
  • Sind alle nötigen Freigaben vorhanden (z.B. Genehmigungen beim Flug über Privatgrund, Drohnenführerschein für die Gewichtsklasse der Drohne, …)?

Ready for Takeoff | Behind the Scenes

Anhand dieser Faktoren können Abwägungen getroffen werden, welche Technik eingesetzt werden soll. Dafür gibt es im Wesentlichen drei Möglichkeiten:

  • Prosumer-360°-Kamera an einer Halterung: Hierbei wird die Kamera unterhalb der Drohne an einem Stab-Halterung befestigt. Der große Abstand sorgt dafür, dass die Drohne möglichst klein im Bild zu sehen ist und erleichtert das Patching in der Postproduktion. Jedoch ist zu beachten, dass dieser Abstand auch zu stärkeren Vibrationen der Kamera führt. Dies ist zum einen bei geringen Motivabständen problematisch, zum anderen führt das schwingende Gewicht vor Allem bei windigen Wetterverhältnissen unter Umständen zu einer erschwerten Navigation der Drohne. Prosumer-360°-Kameras unterstützen in der Regel nur monoskopische Aufnahmen.
  • Insta360 Sphere: Diese 360°-Kamera wurde extra für die DJI Mavic Air 2 entworfen und schmiegt sich in der Halterung direkt oben und unten an deren Gehäuse an. Der Vorteil: Durch den großen Linsenabstand verschwindet die Drohne selbst im Stitching vollkommen aus dem Bild und muss nicht mehr in der Postproduktion nachträglich entfernt werden. Sollten sowohl über wie auch unter der Kamera bildwichtige Inhalte auftreten (z.B. in Gebäuden), ist dies eine sehr gute Möglichkeit, den kompletten 360°-Raum aufzuzeichnen. Der hohe Linsenabstand erfordert aber auf der anderen Seite auch einen großen Abstand zum Motiv. Außerdem sind Elemente, die sich direkt vor der Kamera befinden, genau in der Stitchingkante der beiden Linsen: Hier kann es also zu Verzerrungen und Stitchingfehlern kommen. Auch die Kameraauflösung ist in diesen Bereichen durch die Linsenkrümmung geringer. Oft befinden sich aber genau hier bildwichtige Inhalte – vor Allem, wenn in geringen Höhen geflogen wird. Auch diese Methode ermöglicht nur monoskopische Aufnahmen.
  • Profi-360°-Kamera an einer Halterung: Hohe Qualitätsansprüche erfordern auch größere Geschütze in Sachen Technik: Kameras wie die Insta360 Pro II oder Kandao Obsidian haben mehr Linsen und ermöglichen auch stereoskopische Aufnahmen. Allerdings wiegen sie deutlich mehr als das, was eine handelsübliche Kameradrohne tragen kann. Zum Einsatz kommen daher für diese Anwendungsfälle professionelle Kameradrohnen mit mehr Rotoren, sogenannte Multicopter. Diese Drohnen benötigen aufgrund ihres Gewichts eine höhere Expertise des Piloten. Auch hier muss beachtet werden, dass windige Wetterverhältnisse zu starken Vibrationen führen können. Diese Variante ist deutlich kostenintensiver als die anderen beiden Varianten, allerdings kann nur so das Maximum an Qualität erreicht werden.

In einem Projekt, das wir vor Kurzem für unseren langjährigen Kunden Silberstern realisieren durften, haben wir uns zusammen mit Silberstern dafür entschieden, Aufnahmen mit einem Multicopter zu fliegen. Unser Ziel waren also Luftaufnahmen mit höchstmöglichem Qualitätsstandard. Zum Einsatz kam die 360-Grad-Kamera KANDAO OBSIDIAN. Mit dem Payload von 1,1 kg war sie klar zu schwer für herkömmliche DJI-Drohnen.

Flüge mit Drohnen der Größenordnung, die wir für ein solches Projekt benötigen, gehören auch für uns nicht zum Alltag. Deswegen setzen wir in solchen Fällen auf die Zusammenarbeit mit kompetenten Partnern in Sachen Drohnenflüge. In diesem Fall fanden wir mit droneproject.at einen solchen Partner, der größere Multicopter für spezielle Flugeinsätze bereitstellen kann. Zusätzlich lieferten sie uns das Rig-System für die Kamera. Vor dem Einsatz wurden Sicherheitsmaßnahmen und die globalen Flugeigenschaften des Geländes sorgfältig geprüft, um einen reibungslosen Einsatz zu gewährleisten. Drohnenflüge sollten wegen des Eindringens in den Luftraum höchsten Wert auf Risikoreduzierungen legen und daher unbedingt von erfahrenen Experten durchgeführt werden.

Mounting der Drohne | Behind the Scenes

Postproduktion von 360-Grad-Aufnahmen

Das Stitching und die Stabilisierung von 360-Grad-Videos sind wichtige Kompetenzen bei Aspekteins. Zum Einsatz für dieses Projekt kam die Software Mistika VR von SGO. Neben dem der intuitiven Bedienung und der hervorragenden Optical-Flow-Integration ist vor Allem auch die Stabilisierung von SGO für Luftaufnahmen unverzichtbar: Selbst bei Erschütterungen in der Luft sorgt der Hardware-Stabilisierungsprozess für eine reibungslose Luftaufnahme. Dazu wird die Vibration der Kamera zuerst ermittelt, um dann die 360°-Sphäre automatisch entsprechend entgegengesetzt zu rotieren. Das Ergebnis ist ein butterweiches Bild.

Bei Luftaufnahmen, bei denen nicht die Insta360 Sphere zum Einsatz kommt, verdeckt die Drohne immer einen großen Teil der 360°-Spähre. Diese Bereiche können jedoch in Compositing-Software wie After Effects retuschiert werden. Der entsprechende Bereich des Himmels wird so durch virtuell erstellte Bildbereiche ersetzt, die sich exakt ins Originalbild einpassen lassen, sodass Zuschauer*innen kein Übergang auffällt.

Dank solchen immersiven Aufnahmen und der Retusche des Himmels in unserer Postproduktion können Betrachter*innen atemberaubende Flugerlebnisse immersiv erleben.

Auswertung der Aufnahmen

Auswertung der Aufnahmen

Einsatzmöglichkeiten von Drohnenflügen mit VR

Ein kreativer Einsatz von Bewegung und Perspektive ermöglicht einzigartiges Storytelling und erzeugt dadurch Emotionen in VR-Erfahrungen. Virtuelle Touren und Reiseerlebnisse, immersive Präsentationen von Architektur und Immobilien oder virtuelle Veranstaltungen mit Live-Streaming durch 360-Grad-Kameras sind allesamt möglich. Die Simulation von Flügen und das immersive Erleben machen diese Kombination besonders faszinierend für jede Art von Darstellung.

Bereit für alle Einsätze – Aspekteins und Partner

Unsere 360-Grad-Filme ermöglicht es den Zuschauern, sich in die Vogelperspektive zu begeben und den Traum vom Fliegen wahr werden zu lassen. Diese innovative Herangehensweise eröffnet völlig neue Möglichkeiten und schafft ein beeindruckendes Erlebnis für Ihre Kunden. Neugierig geworden? Dann freuen wir uns auf Ihre Anfrage.

Bildrechte Titelbild: © Andrey Kiselev – Adobe Stock

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