Virtual Reality: Potentiale einer Bewusstseinstechnologie

10. Januar 2020 Katrin Pape

Virtual Reality: Potentiale einer Bewusstseinstechnologie

Immersiver T-Rex im American Museum of Natural History. Bildquelle: lavenirvr.com

VR, richtig angewendet, kann ein echter Mehrwert für unsere Gesellschaft sein.

Mit VR werden Krankheitsbilder wie Demenz erforscht und Konzepte entwickelt, mit deren Hilfe das Langzeitgedächtnis Erkrankter stimuliert wird und sich Autismus-Spektrum-Störungen für Angehörige unter einer VR-Brille besser nachvollziehen lassen.

Mit virtuellen Tools lässt sich zudem prima forschen und in der Visualisierung ein Mehrwert einfahren. Beispielsweise mit Prototyping-Tools für Drag-and-Drop-Szenarien bei Google Blocks oder Amazon Sumerian.

Vieles, was sich vor hunderten oder tausenden von Jahren auf unserer Welt abspielte, lässt sich mit VR erst sichtbar machen. Unsere Vorstellungskraft wird angeregt und wir können selbst abstrakte Orte auch physisch erfahrbar machen.

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Mit einer Mixed-Reality-Brille wie der HoloLens ist auch kollaboratives Arbeiten hervorragend möglich. Dadurch wird, insbesondere auf Ebene von Science und Engineering, Datentransfer erleichtert oder Logistikplanung im Vorfeld virtuell erprobt. Überbetriebliche Kommunikation kann durch VR verbessert werden, weil sie Transparenz zulässt und in Echtzeit Raum für z.B. Problemlösungen schafft. Ceyoniq und der Exellenzcluster der Uni Bielefeld haben gemeinsam ein Büro virtualisiert und damit einen besseren Zugang zu internen Datenbanken bzw. deren Handhabung geschaffen.

Durch diese Art des virtuellen Austausches ergibt sich beispielsweise der sagenhafte Vorteil, über alle Ländergrenzen hinweg 3D-Modelle zu manipulieren und so ein besseres Verständnis zu Produktionsweisen zu erhalten.

Remote Workspace bei 3D-Holographie/ Spatial AR/VR. Bildquelle: vrscout.com

Letztlich verbessert VR sogar die Fähigkeit, Informationen auf lange Sicht zu speichern. Im Gegensatz zu klassischen Medien verarbeitet unser Hirn in VR erlebte Szenarien nicht, wie in klassischen Medien, als etwas passiv gesehenes, sondern vielmehr genau so, wie wir auch reale Ereignisse verarbeiten.

Bewusstseins-Werkzeug

Die virtuellen Inhalte wirken v.a. auf unser Bewusstsein ein. Der Philosoph Thomas Metzinger meint deshalb, VR-Technologie sei vor allen Dingen eine Bewusstseinstechnologie!

Früher habe man mit Werkzeugen und Maschinen die menschliche Körperkraft optimiert, sich mit Autos längere und schnellere Beine gemacht. Eine Technologie wie VR würde jedoch eher auf das Bewusstsein eines Menschen wirken – ein Umstand, der nach Meinung von Metzinger v.a. der bewusst erlebten Erfahrung geschuldet ist.

Die Berücksichtigung ethischer Maßstäbe sei deshalb umso wichtiger. Es gibt noch keine Langzeitstudien zum Thema VR-Nutzung im Hinblick auf Derealisation und Depersonalisation – ein Zuviel an VR-Nutzung könnte z.B. dazu führen, dass der User die Außenwelt nicht mehr richtig wahrnimmt oder den eigenen Körper nicht mehr spürt. Darum, so Metzinger, sei es auf ethischer Ebene wichtig zu überlegen: Welche Bewusstseinszustände sind eigentlich gute und erstrebenswerte Bewusstseinszustände?

Bildquelle: tenor.com

Unser Verhalten ist kontextsensitiv, d.h. alles, was uns umgibt und auf uns als Individuen einwirkt, hat einen maßgeblichen Einfluss auf unseren Geist.

Metzinger hatte 2007 mit einer Schweizer Psychiaterin ein VR-Experiment durchgeführt:

Der Proband der Studie sah unter der VR-Brille seine eigene Rückenansicht vor sich in etwa 2 Meter Entfernung. Der Teilnehmer wurde am Rücken gestreichelt und sah über einen 3D-Encoder, wie seinem Avatar dasselbe passierte. Die Probanden hatten dadurch das Gefühl, dass der Eigenkörper-Avatar zum eigenen Körper gehört.

„Die VR-Technologie zielt direkt auf den Mechanismus ab, mit dem sich Menschen phänomenologisch mit dem Inhalt ihres Selbstmodells identifizieren.“

Thomas Metzinger, Philosoph & VR-Forscher

Sensibilisierungstool

Auch Tierschützer nutzen VR seit einigen Jahren erfolgreich als Sensibilisierungstool.

„Wir leben in einer technikverliebten Welt. Virtual Reality bietet uns die Chance, Menschen zu erreichen, die sich bisher wenig oder gar nicht mit dem Thema Tierrechte beschäftigt haben.“

Hendrik Thiele, Head of Creation/ PETA

Animal Equality hat so 360-Grad-Filme gedreht, in dem die Zuschauer zu unmittelbar Partizipierenden werden: Aufzucht, Alltag und Schlachtung eines Schweines werden hautnah erlebt. Unter dem Namen iAnimal360 veröffentlicht die Tierschutzorganisation diese Videos, in denen das Leben verschiedener Nutztiere in den Schlachthöfen und Viehzuchtbetrieben immersiv gezeigt wird.

Mit PETAs Eye to Eye werden die Teilnehmer in einer VR-Welt mit entwürdigenden Zuständen konfrontiert und müssen während der Anwendung entscheiden, wie sie weiter mit dem Content verfahren wollen. Das besondere dabei: Der virtuelle Hase wird von einem echten Menschen gespielt, dessen Mimik mit Motion-Capturing-Verfahren auf das 3D-Modell eines Hasen übertragen wird. Somit können Zuschauer in einen echten Dialog mit dem virtuellen Charakter treten.

Anwendungen, die sich individuell auf das Verhalten des Nutzers anpassen können, steigern die Immersion und werden so noch direkter erlebt. Wie das auch ohne Live-Capturing funktionieren kann, zeigt unsere hauseigene Hyperresponsive-VR-Technologie. Bei dieser werden Sensordaten wie das Gyroskop oder auch das Mikrofon des VR-Headsets ausgewertet. Anhand eines Entscheidungsbaumes passt die Anwendung mit diesen Daten selbstständig den Verlauf der Handlung auf die Interaktionen des Nutzers an.

VR kann unsere soziale Kohäsion anheben oder aber senken. Abhängig ist dieser Umstand von verantwortungsvollen Entwicklern, deren Wertewelten mit in Software und Technologie einfließen.

Haben Sie Fragen zu AR/VR, 360-Grad-Videos oder Hyperresponsive Storytelling? Wir sind passionierte VR-Geschichtenerzähler und stehen Ihnen selbstverständlich mit Rat und Tat zur Seite!

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