Die Zukunft der Extended Reality – Die neue Apple Vision Pro

15. Juni 2023 Lukas Pfaller

Die Zukunft der Extended Reality – Die neue Apple Vision Pro

One more thing… war auch auf der WWDC 2023 der Startschuss für etwas Großes. Am 05.06.2023 stellte Apple das Vison Pro Headset vor – und eröffnet damit eine komplett neue Produktkategorie im Hause Apple. Mit der Apple Vision Pro steigt Apple nun – nach Jahren der Spekulationen und Leaks – endlich in den Extended-Reality(XR)-Markt ein.

© Adobe Stock: ifeelstock

Doch bevor wir betrachten, was Apples Vision der immersiven Realität besonders machen, widmen wir uns zunächst den Grundlagen:

Was meint der Begriff „erweiterte Realität“ bzw. das Kürzel XR eigentlich?

„Erweiterter Realität“ (XR) ist ein Überbegriff für immersive Erlebnisse. Darunter fällt also sowohl die Augmented Reality (AR) wie auch die Virtuelle Realität (VR), aber auch die Kombination der beiden: Mixed Reality (MR).

Grafik aus Paper: Next-Generation Simulation — Integrating Extended Reality Technology Into Medical Education by Aalap Herur-Raman, Neil D. Almeida, Walter Greenleaf, Dorian Williams, Allie Karshenas and Jonathan H. Sherman | License: CC BY 4.0

Zurück zur Apple Vision Pro: In diesem Artikel werfen wir einen detaillierten Blick auf die technischen Daten, geben Einblicke in den voraussichtlichen Markteinführungstermin in Deutschland und wagen eine Prognose für das, was uns erwartet.Das Stichwort lautet dabei: „Spatial Computing“.

Die technischen Daten der Apple Vision Pro

Die Apple Vision Pro beeindruckt mit ausladend üppiger Technik. Im Herzen der Vision Pro steckt der leistungsstarke M2-Chip, der eine latenzfreie XR-Erfahrung ermöglichen soll und für effiziente Berechnung von Logik und Grafik sorgt. Softwareseitig kommt das neue visionOS zum Einsatz – ein eigens konzipiertes Betriebssystem für die Vision Pro. Der brandneue R1-Chip ist speziell für die Verarbeitung der Eingaben von Kameras, Sensoren und Mikrofonen zuständig.

M2 und R1 | Credit: Apple

Mit einem hochauflösenden OLED-Display bietet die Apple Vision Pro eine gestochen scharfe Bildqualität und eine breite Farbskala für ein immersives visuelles Erlebnis. Apple wirbt mit 23 Millionen Pixeln. Zum Vergleich: Das sind mehr Pixel als bei einem 4K-Fernseher – und das für jedes Auge.

Gute Voraussetzungen also für nahezu perfekte Immersionen. Die verwendeten Linsen sollen chromatische Aberrationen zudem auf ein Minimum reduzieren. Aber nicht nur auf Visuelles wird Wert gelegt. Mit Audio-Raytracing wird die Raumakustik dynamisch angepasst. Dies sorgt für immersive Tonerlebnisse.

Der Akku hat ausreichende Reserven für bis zu zwei Stunden. Er wird separat mit einem Kabel befestigt, damit die Brille selbst ein Leichtgewicht bleibt und sich das Tragegefühl möglichst komfortabel gestaltet.

Darüber hinaus integriert die Brille fortschrittliche Sensoren wie LiDAR, TrueDepth und eine präzise Eye-Tracking-Technologie, um eine präzise Umgebungserfassung und eine nahtlose Benutzerinteraktion zu gewährleisten. Letzteres ist besonders wichtig, da Apple auf herkömmliche Eingabe komplett verzichtet. Die Navigation erfolgt durch eine Kombination aus Hand- und Eye-Tracking. Ähnliches kennen wir natürlich auch von Metas Headset, der Meta Quest, doch während sich die Bedienung beim Facebook-Mutterkonzern noch als sehr unpräzise erweist, lassen erste Erfahrungsberichte mit der Apple Vision Pro auf eine andere Qualität hoffen. Besonders auffällig an Apples Headset ist auch die Frontseite, die von einem weiteren Display dominiert wird. Dieses kann die die Augen des Trägers nach außen zeigen und gibt anderen Menschen damit eine klare Indikation, dass sich die Anwender*in derzeit nicht in einer komplett isolierenden virtuellen Erfahrung, sondern in einer AR / MR-Anwendung befindet und so seine Umgebung noch wahrnehmen kann. Durch das Eyetracking kann stimmt auch die Blickrichtung der „virtuellen Augen“ mit dem Blick der Anwender*in überein, sodass Außenstehende Blickkontakt aufbauen können.. Dies ermöglicht den Benutzer*innenn und den Außenstehenden eine Interaktion, trotz Datenbrille auf den Augen. Übrigens: Auch wenn es auf dem ersten Blick so aussehen mag, als ob der Display transparent wäre, handelt es sich tatsächlich um ein gescanntes 3D-Modell der Anwender*in, auf das die Augenbewegungen in Echtzeit gemappt werden. Diese Technologie soll auch für Avatare in Videotelefonaten zum Einsatz kommen.

Credit | Trusted Reviews  License | CC BY 4.0

Verfügbarkeit auf dem deutschen Markt

Apple hat offiziell bestätigt, dass die Apple Vision Pro-Brille auch in Deutschland erhältlich sein wird. Bis es soweit ist, dauert es aber leider noch ein bisschen: Im Frühjahr 2024 wird das XR-Headset in den Vereinigten Staaten erscheinen, kurz danach auch in Großbritannien, Nordirland und Kanada. Erst gegen Ende 2024 ist mit dem Deutschlandstart zu rechnen. Vertrieben wird die Brille dann zunächst ausschließlich im Direktvertrieb. Die Verfügbarkeit, der Apple Vision Pro-Brille wird es Nutzer*innen ermöglichen, die faszinierende Welt der erweiterten Realität in einem völlig neuen Licht zu erleben. Ähnlich ambitioniert wie die angebotene Technologie ist jedoch auch der Einstiegpreis: Für 3500 Dollar, was voraussichtlich auf dem deutschen Markt über 4000 Euro sein wird, wird das Pro-Gerät vor allem für den Einsatz im Berufsalltag und spezielle Anwendungsfälle interessant sein. Wir rechnen jedoch mit abgespeckten Versionen für Endverbraucher*innen, mit denen Apple in den kommenden Jahren das Marktsegment erweitern könnte – nicht umsonst trägt die Hardware schließlich den Zusatz „Pro“.

Die Prognosen für die Zukunft der Apple Vision Pro

Die Apple Vision Pro erfindet das Rad nicht neu, doch die iPhone-Erfinder verstehen es wie kaum ein anderes Unternehmen, etablierte Technologien zu einem stimmigen Gesamtpaket zu verpacken und damit ganze Branchen zu revolutionieren. Für XR-Experten mag überraschen, dass die Einsatzszenarien, die Apple präsentiert, sehr unambitioniert klingen: So wurden in den ersten Präsentationen beispielsweise vor Allem flache Inhalte, die in die augmentierte Realität projiziert werden, gezeigt und vollkommen immersive VR-Applikationen traten eher in den Hintergrund. Doch bei näherer Betrachtung erschließt sich das Konzept von Apple: Die dargestellten Anwendungsfälle sind intuitiv verständlich und versprechen einen erkennbaren Usability-Mehrwert, ohne etablierte Konventionen zu stark zu brechen. Gleichzeitig ist die Apple Vision Pro aber ein technisches Schwergewicht, das für komplexe Szenarien durchaus geeignet ist und erlaubt es so, Anwender langsam an die Möglichkeiten der immersiven Realität heranzuführen. In dieser Logik sind die großen Innovationen, die die Vision Pro mit sich bringt, auch nicht verwunderlich: Besonders die intuitive Bedienung und der Front-Display samt virtuellem Avatar stechen ins Auge und könnten sich in der Praxis als wichtige Elemente für die Etablierung auf dem Massenmarkt erweisen. Kurz gesagt: Die Einführung der Apple Vision Pro-Brille verspricht eine Revolution in der Art und Weise, wie wir digitale Inhalte wahrnehmen und interagieren. Mit den fortschrittlichen Funktionen und der Leistung dieser Brille eröffnen sich zahlreiche Möglichkeiten. Es wird erwartet, dass die Apple Vision Pro eine breite Palette von Anwendungen finden wird, von Anwendungen zur Steigerung der Produktivität bis hin zu Bildung und Kommunikation. Partnerschaften (wie unter anderem mit Disney) lassen auch vielfältige immersive Unterhaltungsanwendungen mit populären Marken erwarten.

Auf Entwicklerseite verspricht Apple die nahtlose Integration in bestehende Engines – so können Entwickler auf etablierte Workflows zurückgreifen. Hierfür kooperiert Apple beispielsweise mit Unity.

Credit: Apple

Für die Aspekteins GmbH als AR-& VR-Entwickler, ist die Vision Pro eine reizvolle Erweiterung zu den bestehenden Ökosystemen. Die Vision von Apple liegt darin, klassische Eingabegeräte wie Bildschirme, Mäuse und Tastaturen abzuschaffen. Sie nennen es „Spatial Computing“, was so viel wie „räumliches Benutzen von Computern“ bedeutet.

Räumliches Computing ist ein Konzept, das im Wesentlichen den Einfluss interaktiver digitaler Elemente in die physische Welt beschreibt, jedoch bestenfalls lose definiert ist. Für Apple ist Spatial Computing hauptsächlich ein Marketingbegriff, der auf Funktionen hinweist, die bereits bei anderen AR-Headsets verfügbar sind. Aber auch die Abgrenzungen zwischen AR, MR und VR werden neu gedacht. In den Presseunterlagen werden weder Virtual- noch Augmented- oder Mixed-Reality genannt. Mit dem Steuerrad (Digital Crown) soll man das Level der Immersionen ansteuern können und so zwischen den einzelnen Stufen der erweiterten Realitäten schalten.

Credit: Apple

Apples stellt sich die Zukunft also so vor: Statt des klassischen Fernsehers schauen sie Ihren Film auf dem virtuellen Bildschirm, lesen Ihre Texte nicht mehr auf dem Tablet. Ihre Bürotätigkeit wird durch Räumliches Bearbeiten abgelöst. Somit können Sie beispielsweise im Zug an einem virtuellen, großen Bildschirm arbeiten, wo Sie zuvor nur einen kleinen Laptop-Bildschirm zur Verfügung hatten.

Wo liegen die disruptiven Potentiale der Vision Pro?

Extended-Reality-Gaming

Obwohl Gaming traditionell nicht im Fokus von Apple steht, betreibt das Unternehmen mit dem iOS App-Store eine der größten Gaming-Plattformen und war mit dem iPhone nicht unwesentlich an der Entstehung des Mobile-Games beteiligt. Es liegt also nahe, dieses Potential auch auf den Bereich des XR-Gamings zu übertragen. Durch die Integration hochmoderner Sensoren und präzises Eye-Tracking könnte das Spielerlebnis auf ein neues Niveau gehoben werden. Gamer könnten in eine faszinierende virtuelle Welt eintauchen und dabei ihre physische Umgebung mit der digitalen Realität verschmelzen lassen. Das Apple Vision Pro verspricht ein immersives Gamingerlebnis wie nie zuvor – doch das Fehlen von Controllern wird in diesem Segment sicher ein Hindernis darstellen. Hier rechnen wir mit Zusatzgeräten, die evtl. auch erst mit späteren Iterationen der Apple Vision Pro erscheinen werden.

Credit: Apple

Produktivitätssteigerung durch AR

Während sich die Apple Vision Pro für Gaming-Anwendungen noch beweisen muss, scheint sie schon jetzt das Potenzial zu haben, die Produktivität in verschiedenen Bereichen zu steigern. Mit der Möglichkeit, AR-Modelle und Informationen direkt vor den Augen der Benutzer*in anzuzeigen, können komplexe Aufgaben vereinfacht und effizienter erledigt werden. Von Ingenieur*innen, die 3D-Modelle visualisieren, bis hin zu Mediziner*innen, die präzise anatomische Darstellungen betrachten, wird die Apple Vision Pro ein unverzichtbares Werkzeug für Fachleute. Die Idee, ein MR-Headset als virtuellen Desktop einzusetzen, ist indes nicht neu, könnte durch die hervorragenden technischen Kennwerte und die daraus resultierende geringe Latenz sowie die hohe Auflösung der Displays und die Möglichkeit, durch das Frontdisplay Kontakt mit der Außenwelt aufzunehmen, aber nun auch in der Praxis ankommen.

Bildung und Lernen neu definiert

Eine weitere aufregende Perspektive liegt in der Anwendung der Apple Vision Pro-Brille im Bildungsbereich. Schüler*innen und Studierende können mit XR-gestützten Lerninhalte interagieren und komplexe Konzepte auf faszinierende Weise erkunden. Geschichtsstunden könnten zum Leben erweckt werden, indem historische Ereignisse direkt vor den Augen der Schüler*innen visualisiert werden. Das Lernen wird mit dieser revolutionären Technologie aufregender und interaktiver.

Bildung in Extended Reality – Geträumt von Midjourney

Kommunikation und soziale Interaktion

Die Apple Vision Pro-Brille bietet auch neue Möglichkeiten für die Kommunikation und soziale Interaktion. Nutzer können sich in XR-Räumen treffen und gemeinsam an Projekten arbeiten, egal ob sie sich in verschiedenen Teilen der Welt befinden. Das Potential, virtuelle Objekte und Informationen in der physischen Welt zu teilen, eröffnet neue Horizonte für die Zusammenarbeit und den Austausch von Ideen. Auch Face-Time soll verändert werden und gleichzeitig mit klassischer Video-Calls abwärtskompatibel bleiben. Ein 3D-Replika ihrer Person interagiert in Face-Time. Ihre Kommunikationspartner*innen interagieren mit dem Echzeitabbild Ihrer virtuellen Persona, deren Gestik und Mimik genau Ihre Bewegungen spiegelt.

Credit: Apple

Unser Fazit:

Die Apple Vision Pro-Brille ist zweifellos ein aufregendes Produkt, das die Zukunft der Extended Reality maßgeblich gestalten wird. Mit ihren leistungsstarken technischen Features und den vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten wird die Brille zweifellos eine große Fangemeinde finden.

Credit: Apple

Derzeit jedoch würden wir das Headset nicht für Endverbraucher empfehlen – dafür muss die Technik noch etwas reifen und der Einstieg auch monetär niedrigschwelliger werden. Ungeachtet alledem hat die Apple Vision Pro das Potential, den MR-Markt gehörig aufzumischen.

Wenn auch Sie die Grenzen der realen Welt hinter sich lassen möchten und eigene MR-Anwendungen planen, sind wir der richtige Ansprechpartner für Sie. Wir freuen uns auf die gemeinsame Grenzerfahrung und Möglichkeit zur Zusammenarbeit.

Bildrechte Titelbild: © guteksk7 – Adobe Stock

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