Der Sprung-1961: 360°-VR-Installation im DHM Berlin

11. Juni 2021 Katrin Pape

Der Sprung-1961: 360°-VR-Installation im DHM Berlin

Die 360°-VR-Installation „Der Sprung-1961“ im Deutschen Historischen Museum Berlin stellt Besuchern HTC-Vive-VR-Headsets zur Verfügung. Bildquelle:dhm.de

Wer kennt es nicht, das Foto des jungen Grenzpolizisten, der 1961 kurzerhand seinen Posten verlässt und in einem Moment der Furchtlosigkeit über den trennenden Stacheldraht in die Freiheit des Berliner Westens springt.

Zufällig in der Nähe: ein gleichaltrige Fotograf bzw. Volontär einer Hamburger Fotoagentur. Peter Leibing wird das Foto seines Lebens schießen, ein politisches Zeit-Dokument, das schließlich um die Welt gehen und Millionen Menschen beeindrucken wird.

So gehört das Bild heute zum UNESCO-Weltdokumentenerbe.

Der mutige junge Mann war der 19-jährige Conrad Schumann. Sein Heldensprung ist nun wieder im Fokus der Öffentlichkeit: das Deutsche Historische Museum Berlin nähert sich jenem 15. August in Form einer aufwendigen 360°-VR-Installation.

360°-VR-Installation in 3 Perspektiven

Schumanns beherzter Sprung vollzog sich nachmittags um 16 Uhr und war Resultat eines rund zweistündigen, intensiven Prozesses, in dem sich der junge Mann mit seinem folgenschweren Schritt mental und emotional auseinandersetzte. Eine spannungsgeladene Szenerie, die auf westlicher Seite Beobachter hatte. Diesen Umstand nutzte man nun für einen neuen narrativen Ansatz: der „Sprung in die Freiheit“ als multiperspektivisches VR-Ereignis.

Während wir auf dem Foto imaginieren müssen, wohin sich Schumann mit seinem Sprung über den Stacheldraht bewegt, lotet die 360-Grad-Produktion zusätzlich auch die relative Position von Zeugen aus. Und spielt dabei weiter mit dem Reich der Imagination.

So wird jenem Ereignis Ecke Bernauer-/Ruppiner Straße, welche hier die DDR vom französischen Sektor teilten, ein neuer fiktiver Charakter zur Seite gestellt: Manfred Klumms. Neben Schumann und Leibing wird Klumms als West-Berliner Polizist schließlich die dritte Perspektive aufbieten.

DER SPRUNG – 1961 | Making-of Trailer

Neue Perspektiven erschließen uns neue Wahrnehmungspositionen und beinhalten immer auch die Möglichkeit, eine neue Innen-und Außenwahrnehmung zuzulassen. Mit VR-Technologie können Betrachter fremde Lebensgeschichten, schicksalhafte Ereignisse oder spezifische Ansichten unmittelbar erleben und dabei bestenfalls neue komplexe Erfahrungsebenen generieren, die bestehende Auffassungen ergänzen und die eigene Sicht erweitern.

Im DHM erleben Zuschauer somit jede einzelne Perspektive des ikonischen Sprungs und darüber hinausgehende Handlungsabläufe.

Dafür wurde allen drei Schauspielern eine 360-Grad-Kamera (bestehend aus 15 Einzelkameras) auf Helme montiert, so dass Filmaufnahmen der persönlichen Sicht der Akteure eingefangen werden konnte.

„Der Sprung-1961“ als 360°-VR-Installation ist eine echte VR-Experience für Besucher. Sie erleben den Mauersprung hautnah aus drei Perspektiven. Bildquelle:dhm.de

Der historische Ort des „Sprungs“ wurde im DHM kulissenhaft nachkonstruiert. Bildquelle: dhm.de

Bildquelle: dhm.de

Was sich die Macher der 360°-VR-Installation für den „multiperspektivischen Sprung“ zunutze machen, ist 360-Grad-Storytelling. VR-Anwender sehen die Geschichte nicht mehr vor sich, sondern befinden sich mitten im Geschehen: mittendrin statt nur dabei!

Es gibt also kein „hinter der Kamera“, sondern der Betrachter kann sich frei umsehen (sog. 3DoF-Erfahrung) und selbst entscheiden, wohin seine Aufmerksamkeit geht.

Wichtig ist es, die Szenen schon beim Dreh gut im Blick zu haben: 360-Grad-Kameras sehen quasi alles, da innerhalb einer Szene keine Schnitte gemacht werden.

Der Blick des Headset-Users kann trotz dessen Freiheit, sich beliebig umzusehen, gelenkt werden. Dies kann durch Hinweise akustischer Natur geschehen oder durch visuelle Anreize erfolgen, die die Orientierung erleichtern.

Gerade bei komplexeren Sachverhalten ist diese Orientierungsstütze wichtig, da das Fehlen einer vorgegebenen Perspektive (was eben auch Sinn und Zweck einer 360-Grad-Produktion ist) beim VR-Anwender Verlorenheitsgefühle hervorrufen und sogar ungünstiger Weise dazu führen kann, dass dieser wichtige Elemente der Story übersieht.

Bei Schnitten/ Szenenwechseln (etwa beim Wechseln der Perspektive) muss dem Betrachter zudem genügend Zeit zur Orientierung gegeben werden. Ist diese nicht gegeben, leidet die persönliche Involviertheit mit Konsequenzen für das immersive Erleben.

Bildquelle: www.s1t2.com.au/

Ist dieser kognitive Prozess jedoch erstmal in Gang gesetzt, befindet sich der VR-Headset-Anwender an der Oberfläche des Geschehens und nicht mehr in der Narration. Wichtig ist an dieser Stelle, dass die Story fühlbar bleibt.

360-Grad-VR-Storytelling setzt auf Empathie und möchte den Zuschauer in die erzählte Handlung einbinden. Die Gefühle der Darsteller sollen nicht nur nachvollziehbar sein, sondern hautnah erlebt werden. Durch eingängige Perspektivgestaltung hat der Rezipient schließlich die Möglichkeit, sich nicht nur in fremde Erfahrungen zu vertiefen, sondern diese auch nacherleben zu können.

Auch „Der Sprung-1961“ lässt als VR-Installation Raum für eine ganze Bandbreite an Gefühlen: Zweifel und Ängste eines Conrad Schumachers, aber auch dessen Mut im spezifischen Moment des Sprungs über den trennenden Stacheldraht.

Und welche Momente der Verheißung gab es inmitten determinierter Finsternis – sozusagen als Auslöser für den beherzten Sprung? Wie erlebte Conrad die Stunden in Unfreiheit und an welchem Punkt konvertierte sich diese Enge psychisch zu einer hoffungsvollen Weite voller Möglichkeiten?

Was jedoch erlebte synchron dazu ein Peter Leibing? Und was ein Manfred Klumms?

Wir alle waren nicht dabei und niemand weiß, was jene realen Protagonisten wirklich dachten und fühlten. Doch die Gefühlsklaviatur des Menschen ist nicht nur reichhaltig, sie ist auch übertragbar. Damit spielt 360-Grad-Storytelling und auch die 360°-VR-Installation im DHM.

VR-Technologien bieten hoch-immersive Erfahrungsebenen, die ganz neue Formen des Geschichten-Erzählens ermöglichen.

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